Gesundheitsmuffel im Visier

Apotheken wollen künftig mehr Angebote zur Krankheitsvorsorge machen

Von Elfi Schramm
 Eine Umfrage unter 3370 Bundesbürgern ab 16 Jahren ergab, dass ein Drittel von ihnen keinen Sport treibt, nicht auf gesunde Ernährung achtet und sich nicht um regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kümmert. Viel Handlungsbedarf für die Apotheker, findet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), von der die repräsentative infas-Umfrage in Auftrag gegeben worden war.

Besonders Ältere fühlen sich in Fragen der Krankheitsvorsorge schlecht informiert. Jeder Dritte gibt an, nicht zu wissen, wie er Krankheiten vermeiden kann. Der Hälfte der Älteren über 65 Jahre und einem Drittel der Unter- 29-Jährigen fehlen die notwendigen Informationen – das sind die wichtigsten Ergebnisse der ABDA-Umfrage, die gestern in Berlin vorgestellt wurde.

»Wer sich durch das Thema Krankheitsvorsorge überfordert fühlt und wissen möchte, was er individuell tun kann, sollte sich in der Apotheke beraten lassen«, so Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA. Hierin sieht Schmidt für die Zukunft ein großes Handlungsfeld. Schon heute könnten Apotheker anhand ihrer Erkenntnisse mit ihren Kunden entsprechende Beratungsgespräche führen. Dafür sind aber seiner Meinung nach noch weitere Qualifikationen nötig, die auch zertifiziert werden müssten. Auch sei die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern zu verbessern. Gute Präventionsleistungen von Seiten der Apotheker sieht er bereits bei den Kontrollen chronischer Krankheiten wie Diabetes.

Um zu erfahren, wie das Präventionsverhalten der Menschen verbessert werden kann, wurde in der Umfrage auf das aktuelle Gesundheitsverhalten eingegangen, auf das Präventionsbewusstsein und die Bewertung aktueller Angebote. Zwei Drittel der Befragten fühlen sich derzeit gut, sehr gut oder sogar ausgezeichnet. Fast die Hälfte fühlt sich etwas zu dick. Obst und Gemüse wird von 65 Prozent der Umfrageteilnehmer täglich gegessen, Alkohol von 11 Prozent fast täglich getrunken. Insgesamt achten Ältere auf eine gesündere Lebensweise. Die Mehrzahl der 30- bis 49-Jährigen nennt das Zeitproblem als Ursache dafür, sich zu wenig um die eigene Gesundheit zu kümmern. Jeder vierte Befragte gab an zu rauchen; bei den Unter-30-Jährigen war es allerdings jeder dritte. Jeder zweite Befragte will weg von der Zigarette. Hier wären Beratungsgespräche durch den Apotheker von großem Nutzen, so Friedemann Schmidt. In anderen Ländern, wie zum Beispiel England, würden Raucherentwöhnungsprodukte aus den Apotheken sehr in Anspruch genommen.

Die sportlichen Aktivitäten der Deutschen lassen laut Umfrage immer noch zu wünschen übrig. Nur knapp jeder Vierte treibt täglich oder fast täglich Sport. Bei den Jüngeren sind es 30 Prozent, begünstigt durch Schulsport und Vereine. Bei den Älteren sind es 26 Prozent, wobei hier sicher mit einer anderen, weniger Schweiß treibenden Intensität Sport getrieben wird. Insgesamt ergab sich bei nur fünf Prozent der Befragten ein sehr hohes Präventionsbewusstsein. Damit ist gemeint, dass die Betreffenden aktiv gegen Krankheit vorsorgen, ernährungsbewusst und sportlich leben. Auf 31 Prozent der Befragten trifft keine der drei Kategorien zu.

Fragt man nach Gründen für das Abnehmen, stehen Gesundheit und gutes Aussehen an erster Stelle. Der Weg dorthin besteht bei 39 Prozent der Betroffenen darin, weniger zu essen, 34 Prozent wollen die Ernährung umstellen. Jüngere wählen eher den Sport, wenn sie abnehmen möchten. In Bayern haben einer Umfrage durch das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen zufolge 100 Prozent der befragten Apotheker die Bedeutung der Prävention hervorgehoben. Mehr als 85 Prozent von ihnen bieten heute schon regelmäßig Screening-Maßnahmen an, fast 40 Prozent führen eigene Präventionsaktionen zu Schwerpunktthemen wie Diabetes oder Ernährung durch. Deutschlandweit werden Sonderaktionen der Apotheken eher weniger genutzt.

Quelle: Sozialistische Tageszeitung ,